«In der Fischerausbildung ist neben dem fachgerechten Fangen der Fische auch der gesunde Lebensbereich für Fische ein sehr wichtiges Thema – diesen gilt es zu pflegen und zu schützen. Die Fangquote an Abfall bedeutet für uns Fischerleute, dass noch mehr Aufklärungsarbeit in Schulen oder anderen Institutionen notwendig ist, um Seen wie den Sempachersee nicht zur Müllhalde verkommen zu lassen», sagt Martin Steiger, der seit einem knappen halben Jahr der Präsident des Fischervereins Sempachersee ist.
Am Samstag, 2. April um 08:30 Uhr, war der Treffpunkt für knapp 70 Personen, die sich trotz null Grad Lufttemperatur und 10 cm Schnee für einen sauberen See aktiv einsetzen wollten. Ein wärmender Begrüssungskaffee mit Gipfeli in der für uns geöffneten Seebadi, war der Start dieses Anlasses, der ohne externe Hilfe nicht durchführbar gewesen wäre.
Die Seeputzete ist Teamarbeit über Vereinsgrenzen hinaus
Die Hauptarbeit übernahm die gemeinnützige Organisation der «Abfalltaucher Schweiz», die sich für den heutigen Anlass aus 13 passionierten Tauchern und 15 Helfern an Land zusammensetzte. Die Abfalltaucher sind überzeugte Natur- und Umweltschützer, die dem Hobby Tauchen einen nachhaltigen Touch verleihen wollen und sich für die Schweizer Gewässer aktiv einsetzen. Denn nur Taucher gelangen auf den Grund der Seen und können dort den achtlos hinein geworfenen Abfall einsammeln. Mit diesem Konzept wurde es möglich, den Tauchsport mit Umweltschutz zu verbinden!
Die medialen Informationen zur Seeputzete hat auch Personen aus Sursee und Umgebung ohne Bezug zum Fischerverein dazu motiviert, sich aktiv an der Putzete einzubringen – diese Anmeldungen haben uns Organisatoren sehr gefreut.
Die Feuerwehr Region Sursee unterstützte den Anlass mit einem Feuerwehrboot und Team um die Sicherheit der Abfalltaucher zu gewährleisten – vielen Dank für Eure Hilfe!
Die Putzequipen wurden in Helfer zu Wasser und Land eingeteilt.
Mit fünf Booten wurden die Taucherteams bestehend aus zwei Tauchern, Hilfspersonal, Bootsführer in die verschiedenen Seebezirke verteilt. Jedes Taucherteam war mit einer Boje verbunden, damit andere Boote und das Hilfspersonal wussten, dass sich hier unter Wasser Taucher befinden. Was unter Wasser gefunden wurde, konnte in Säcken gesammelt und dem Hilfspersonal am Land übergeben werden.
Die Taucher hatten Schwerarbeit zu leisten, Sie füllten Korb um Korb à 5 kg Abfall.
Die Fundobjekte im See überraschten uns
• Bier und Weinflaschen – von ausufernden Partys
• Aludosen der bekannten Energydrinks – die Energie genügte trotzdem nicht mehr zum Abfallkorb
• Drei Autopneus – ohne Auto
• Ein Sonnenschirm, Durchmesser 2m
• Flachglas
• Schlitten - von den Muscheln bereits besetzt
• Leiter, 20 m vom Ufer entfernt
etc.
Die sogenannten «Putzer an Land» suchten das Ufer von Eich über Sursee bis nach Nottwil nach Abfall ab. Dabei wurden unter Anderem mehr als 200 Zigarettenstummel eingetütet die sorglos weggeworfen wurden. «Die wenigsten Raucher sind sich bewusst, dass ein Zigarettenstummel 10 - 20 Jahre benötigt, um sich zB. im Wasser abzubauen – dies reicht aus, um 60l stehendes Grund- oder Trinkwasser zu verunreinigen», sagt Matthias Ardizzon, Präsident der Abfalltaucher.
Die Landequipen waren ebenso fleissig, waren jedoch durch die ca. 10 cm dicke Schneeschicht eingeschränkter beim Auffinden des Abfalls. Es wurde ebenfalls mehrheitlich Aludosen, Petflaschen, Zigarettenstummel, Plastiksäcke etc. gefunden.
Es kann davon ausgegangen werden, dass unter der Schneedecke noch mehr Abfall lag. Zum Glück wurden nicht mehr wie noch vor einigen Jahrzehnten gefüllte Ölfässer und ganze Fahrzeuge gefunden. Neben den gefundenen, sich nicht abbauenden Materialien, gibt es wohl noch für Mensch und Tier schädliche Stoffe – irgendwann bekommen wir die Quittung für diesen Umgang mit dem Abfall im Sempachersee.
Es bleibt aber zu hoffen, dass sich das Verhältnis der Erholenden, Partygänger oder anderen Nutzer des Sees soweit ändern wird, damit sich das künftige Abfallvolumen stark reduziert.
Man kann sich fragen warum macht man diesen Anlass bei Schnee? Der Grund ist einfach – die Brutzeiten der Vögel lassen eine Terminverschiebung in sommerliche Monate nicht zu. Zudem ist die Organisation eines solchen Putztages mit Teilnehmern aus der ganzen Schweiz sehr aufwendig.
Unterstützung von Dritten ist notwendig.
Die Kosten für diese Seeputzete konnten nur dank grosszügigen Beiträgen und Sponsoring durchgeführt werden.
Dazu gehören
• Die namhaften Beiträge der Anliegergemeinden,
• Die kostenlose Entsorgung des Mülls durch Firma Frey aus Sursee,
• Fahrzeugsponsoring von Fa. Bättig AG, Neuenkirch
• Guetzli der Firma HUG, Malters.
• Zu erwähnen ist auch die Uhrenfirma «ORIS», dem Sponsor der Abfalltaucher, die durch personelle Unterstützung vor Ort war.
Und jetzt zum Zmittag ins warme Fischerhüttli
Die Seeputzete 2022 fand Ihren Abschluss bei einem „Spatz“ im warmen Fischerhüttli Nottwil – zubereitet und serviert von
unserem Wirteteam Richi und Sepp. Beim Gespräch an der Wärme konnten die «Abfall-Fänge» nochmals detailliert besprochen werden.
Die Seeputzete ist für den Fischerverein Sempachersee seit 1970 eine Herzensangelegenheit - die nächste Putzete kommt bestimmt, bei der wir wieder auf viele helfende Hände und Sponsoren zählen möchten. Unser Dank geht an Alle, die sich für einen sauberen Sempachersee einsetzen und diesen Anlass zu einem Erfolg gemacht haben!
Informationen:
Fischerverein Sempachersee: www.fv-sempachersee.ch, Kontakt: info@fv-sempachersee.ch
Abfalltaucher: www. abfalltaucher.ch, Kontakt: kontakt@abfalltaucher.ch